In Sachsen sind immer mehr Rentnerinnen und Rentner verschuldet. Suchten 2014 noch 1.308 Ruheständler die Schuldnerberatungsstellen auf, waren es 2016 schon 1.489 – ein Plus von 13,8 Prozent. Lag das durchschnittliche Verschuldungsvolumen 2014 noch bei 37.356 Euro, betrug es 2015 mit 55.472 Euro schon über 18.000 Euro mehr. 2016 lag es bei 49.756 Euro. Das zeigen Kleine Anfragen der sozialpolitischen Sprecherin der Fraktion DIE LINKE, Susanne Schaper (Drucksachen 6/1861, 6/9175, 6/13309). Sie erklärt dazu:
„Die Dunkelziffer dürfte höher sein, denn viele Menschen scheuen aus Scham den Gang zu den Beratungsstellen oder glauben, sie könnten der Überschuldung selbst entkommen. Die Gründe der Entwicklung sind vielfältig, haben ihren Ursprung aber alle im Kapitalismus. So wird heute vieles auf Kredit gekauft. Die Gewinner sind die Banken, die bei schwacher Bonität die Zinsen hochschrauben, teure Dispokredite als Lösung verkaufen und so die Lage der Betroffenen verschärfen. Was während der Erwerbstätigkeit noch relativ problemlos zu tilgen war, wird durch den Renteneintritt zum Problem. Denn auch wenn die Rentenbezugsmitteilungen teils gute Renten versprechen: Sozialversicherungsbeiträge und immer öfter auch Steuern gehen ab.
Beim Blick auf die Rentenzahlbeträge bei den Rentenzugängen darf es nicht verwundern, dass die Altersarmut und die Verschuldung wachsen. Erhielten die 1,1 Millionen Rentnerinnen und Rentner in Sachsen zum 31.12.2016 im Rentenbestand noch eine durchschnittliche Altersrente von 1.013,16 Euro (vor Steuern und Sozialabgaben), bekommen die rund 47.000 Neurentner von 2016 nur noch 922,03 Euro (Deutsche Rentenversicherung Bund, S. 28ff., 134ff.).
Zwar kann die Staatsregierung die Rentenhöhe nicht selbst festlegen, doch sie kann auf der Bundesebene dafür streiten, dass die Renten ein vernünftiges Niveau haben. Alle Einkommensempfänger sollten in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlen, die Beitragsbemessungsgrenzen abgeschafft werden. Auch sollte die Landesregierung einen Lebenslagenreport erarbeiten, damit sie die Probleme analysieren und danach handeln kann.“
Janina Pfau, Sprecherin für Verbraucherschutz, fügt hinzu:
„Die zunehmende Verschuldung älterer Menschen zeigt: Der Verbraucherschutz muss gestärkt und die Beratungsstellen der Schuldnerberatungen mit genug Mitteln ausgestattet. In Zeiten von Digitalisierung und Informationsflut, von Abo-Fallen oder ominösen Inkassounternehmen ist es für Seniorinnen und Senioren besonders schwer, den Überblick zu behalten. Bei geringen Renten ebnen auch sehr hohe Dispozinsen den Weg in die Schuldenfalle.“