Janina Pfau, kinder- und jugendpolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE im Sächsischen Landtag, hat die Staatsregierung zur Zahlen der Kinder und Jugendlichen befragt, welche in den letzten zwei Jahren von den Jugendämtern der Landkreise in Obhut genommen worden sind (Landtags-Drucksache 6/18413). Zur Antwort erklärt sie:
Die Gesamtzahl der Inobhutnahmen im Freistaat ist 2018 leicht gesunken (2017: 3.855; 2018: 3.301). Das begrüße ich, denn der beste Ort zum Aufwachsen ist in der Regel die eigene Familie. Allerdings gibt es noch immer deutlich mehr Inobhutnahmen als etwa 2014 (2.800).
Die Zahl der Kinder und Jugendlichen, die wegen eigener Suchtprobleme in Obhut genommen wurden, stieg innerhalb eines Jahres von 130 auf 280 Betroffene. Der stärkste Anstieg in diesem Bereich lässt sich in Leipzig beobachten, wo 89 zusätzliche Inobhutnahmen wegen Suchtproblemen registriert wurden. In Leipzig und Zwickau hat sich auch Gesamtzahl der Inobhutnahmen deutlich erhöht. Dies zeigt: Der Stellenzuwachs der letzten Jahre in der Drogen- und Suchtberatung reicht nicht aus. Es muss noch stärker in Prävention investiert werden.
Nachdem die Landesregierung 2017 noch behauptet hatte, die Zahl der wohnungs- und obdachlosen Kinder und Jugendlichen werde seit 2008 nicht mehr statistisch erfasst (Drucksache 6/9354), legt sie nun immerhin aktuelle Zahlen vor. Immer mehr junge Menschen mussten wegen Wohnungsproblemen in Obhut genommen werden (2017: 284; 2018: 416). Die Bereiche Häusliche Gewalt und Drogenmissbrauch der Eltern, die laut den Erfahrungen der Beratungsstellen zunehmende Probleme darstellen, werden hingegen nicht erhoben. Einen kleinen Anhaltspunkt bietet das erfasste Merkmal „Anzeichen für (körperliche/psychische) Misshandlung“. Auch in diesem dritten Bereich ist ein Anstieg zu verzeichnen (2017: 258; 2018: 352).
Wieder einmal komme ich zu dem Schluss, dass die Staatsregierung an diesen Problemen nicht wirklich interessiert ist. In Zukunft muss deutlich mehr für Kinder und Jugendliche getan werden, um ihnen einen guten Start ins Erwachsenenleben zu ermöglichen. Der erste Schritt wäre eine Kindergrundsicherung.