Zur Debatte „Gleiche Chancen kommen nicht von allein – ein Jahr Landesprogramm Schulsozialarbeit“ erklärt Janina Pfau, Sprecherin der Linksfraktion für Kinder- und Jugendpolitik:
Es ist gut, dass Schulsozialarbeit jetzt als Pflicht an Oberschulen gesetzlich vorgeschrieben ist. Das darf aber nicht dazu führen, dass die anderen Schularten das Nachsehen haben. Jeder junge Mensch hat das Recht auf Erziehung und Bildung, ohne Rücksicht auf seine Herkunft und wirtschaftliche Lage.
Die neue Förderung schafft Sicherheit, weil jetzt auch während der Ferien eine Betreuung in schulischen und privaten Konflikt- und Krisensituationen erfolgt. Damit ist eines der gravierendsten Probleme erledigt, zumindest an den Oberschulen. Aber andere Probleme bleiben. Viele Träger, die ihre Stellen in der Regel aufteilen, pochen auf mehr personelle Flexibilität – etwa die Finanzierung einer zusätzlichen halben Stelle pro Schule als „Springer“, für Krankheits- oder Urlaubsvertretung sowie für Weiterbildung. Auch gibt es nach wie vor keine Statistik dazu, wie viele ausgeschriebene Stellen unbesetzt sind.
Wir fordern schon lange flächendeckende Schulsozialarbeit (z. B. Drucksache 6/898 von 2015), denn sie ist an allen Schulen wichtig – auch wegen zunehmender psychischer Belastungen von Schülerinnen und Schülern oder wegen Mobbings. Die Landesregierung muss dafür auf Dauer mehr Geld bereitstellen. Denn Beziehungsarbeit mit Jugendlichen, Lehrern und Eltern kann nur erfolgreich sein, wenn sie langfristig erfolgt. Auch bleiben wir bei unserer Forderung, das Thema Schulsozialarbeit im Kultusministerium anzusiedeln.
Um dem Ziel gleicher Chancen näherzukommen, reicht Schulsozialarbeit aber nicht. Studien zeigen, dass die soziale Herkunft, der Wohnort und die wirtschaftliche Lage den Bildungserwerb junger Menschen entscheidend beeinflussen. Es ist kein Zufall, dass in sächsischen Regionen besonders viele junge Menschen ohne Schulabschluss bleiben. Zur Schulsozialarbeit gehören gute vorbeugende Jugendarbeit und eine bessere Berufsorientierung in den Schulen.